Virtual reality (VR) und augmented reality (AR) Inhalte sind in der Medienlandschaft angekommen. Große Hollywood-Studios investieren in VR-Videospiele. Werbeagenturen nutzen immersives Entertainment zur Kundenbindung. Und auch auf der SXSW 2022 hat immersives Entertainment als Teil der extended reality (XR) seinen rechtmäßigen Platz gefunden.
Mit einem ganz besonderen Bonuspunkt: der überdurchschnittlichen Präsenz von Frauen
Ist die Zukunft der Tech-Branche weiblich? Das kann durchaus sein!
Aber für Axel und mich lag die Schönheit des diesjährigen Programms an den Schnittstellen. In den Talks, wo Videospiele auf Neurowissenschaften trafen oder in denen Achtsamkeit und Virtual Reality philosophische Fragen teilten. Für uns war der rote Faden, der sie alle miteinander verband, das Bedürfnis nach einer neuen Form des interaktiven Entertainments. Eine, die eine persönlichere Bindung zum Publikum aufbaut, sinnvolle Verbindungen zwischen Menschen schafft und gleichzeitig auch finanziell erfolgreich wirtschaften kann.
Ich erhielt während der SXSW die Einladung, mich mit der preisgekrönten Tech-Unternehmerin, Investorin und Medienpersönlichkeit Ingrid Vanderveldt (iV) im Podcast für das EBW (Empowering a Billion Women)-Netzwerk als Gastrednerin zum Thema "Mothers of the Metaverse" auszutauschen.
iV und ich sprachen über die Rolle von Diversity bei der Entwicklung von VR-Erlebnissen. Das Thema liegt mir sehr am Herzen, da ich als VR-Produzentin und im Ausland lebende Mutter die Grundlage für eine neue, hypervernetzte virtuelle Welt schaffe, die meine Tochter eines Tages bewohnen wird. Inklusion und emotionales Design in VR ist genauso wichtig wie die Technologie selbst. Da waren iV und ich uns einig. Soziale, ethnische und geschlechtsspezifische Vielfalt in immersiven Erlebnissen ist keine Option, sondern ein Muss, wenn XR sein volles Potenzial erreichen soll.
Diese preisgekrönten Transmedia-Persönlichkeiten diskutierten am Podium, wie wichtig es ist, das Publikum über das Spielerlebnis hinaus zu binden und Fans auch außerhalb der Konsole oder des Headsets zu unterhalten. Ein möglicher Weg ist den Aufbau einer starken Community. Ein anderer liegt in der Flexibilität bei der Erstellung von Inhalten, beispielsweise die Nutzung von einzigartigen digitalen Assets (wie NFTs), zusätzlichen Kommunikationsmöglichkeiten (wie Discord-Server), weitere Episoden und alles, was das Erlebnis weiter trägt.
Jedoch sollte die Weiterführung des Erlebnisses nie auf Kosten der Erfahrung selbst gehen. Manche Erlebnisse sind dazu gemacht, lang anzudauern. Andere brauchen ein schnelles Ende, und das ist in Ordnung. Es liegt an unserer Kreativität, unternehmerischen Geschick und Erfahrung zu beurteilen, wann wir eine Geschichte weiterspinnen können und wollen oder sie beenden, um ihre Schönheit zu bewahren.
Erlebnisorientiertes Storytelling erfordert einzigartige Teamarbeit, die technisches Fachwissen, kreative Fähigkeiten und tiefes Verständnis für menschliche Emotionen vereint. Es war schön zu sehen, dass dieses Thema häufig im Konferenzprogramm vertreten war.
Emotionen auszulösen kann bestärken, aber auch kontrollieren und manipulieren. Wie finden man die Balance? Wie kann man emotionales Design positiv nutzen? Und wo endet unsere kreative Freiheit und beginnt unsere ethische Verantwortung? In der ausschließlich weiblichen Podiumsdiskussion mit dem Titel "The Language of Emotion: Designing for Engagement" tauschten sich eine XR-Erlebnisdesignerin, eine Neurowissenschaftlerin, eine Künstlerin und eine Spieleentwicklerin aus, um Antworten auf diese Fragen zu finden. Es war beruhigend zu sehen, dass Antworten nicht nur für mich schwer zu finden sind. Es gibt viel Bedarf an branchenübergreifenden Gesprächen, Selbstreflexion und Interesse an philosophischen Fragestellungen.
Die diesjährige SXSW war eindeutig: immersives Entertainment nimmt weltweit einen wichtigen Platz in der Medienlandschaft ein. Ob Metaverse, interaktive Filme oder die Sprache der Emotionen in der Technik - die menschliche Verbindung und unsere Beziehung zu digitalen Inhalten wird neu definiert.
Wie im Film und in Videospielen bringt uns immersives Entertainment das nahe, was uns menschlich macht. Der einzige Unterschied besteht darin, dass wir die Geschichte aus einer viel persönlicheren Perspektive erfahren. Und mit dieser großen Macht (und großartigen Geschäftsmodellen) kommt... ihr habt es erraten - eine große Verantwortung.
Als Expertinnen und Experten für immersives Entertainment ist es unsere Pflicht, dem Publikum hochwertige und sinnvolle XR-Erlebnisse zu bereiten. Aber unsere wichtigste Verpflichtung muss darin bestehen, die Grenzen und Zerbrechlichkeit der menschlichen Psyche zu verstehen und diese heute und für die nächste Generation zu schützen. Die zielgerichtete, ethisch vertretbare und finanziell nachhaltige Nutzung virtueller Tools sollte nie eine Option, sondern immer ein Gebot sein. Und gemeinsam können wir Schöpfer:innen, Nutzer:innen, Investor:innen und Unternehmen befähigen, dies so zu sehen.
Bist du dabei?